Predigten
Gereimte Fasnachtspredigt zu: Mk 2, 1-12
[Samstag, 18. Februar 2012, 17.30 Uhr Dulliken]
Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen:
So kann missionarische Gemeinde gelingen!
„Allen Menschen recht getan,
ist eine Kunst, die niemand kann!“
So sagt ein Sprichwort voll Plaisir.
Wie wahr! Wie wahr! So denk ich mir.
Denn an Fasnacht, da soll’s mir gelingen,
die grössten Gegensätz‘ zusammen zu bringen.
Denn wenn draussen heut‘ alles schunkelt und lacht,
wenn Spass und Frohsinn regier’n, und jeder närrisch sich macht,
dann erwarten die einen vom Pfarrer, dem Frommen,
damit möglichst viele zum Gottesdienst kommen,
dass er vom Ambo, humorvoll, und wie,
viel Buntes verkündet mit Witz und Esprit.
Am besten würd‘ er samt den Minis kostümiert einmarschier’n,
und die Orgel würde zur Auflockerung ein paar Tusch’s intonier’n.
Ja, der Pfarrer müsst ein Feuerwerk der Dollerei heut‘ abbrennen,
dann würden uns die Leute gewiss die Bude einrennen!
Doch die andern meinen, das sollte er lieber lassen,
denn Fasnacht und Messe, das tut doch nicht passen.
Während drauss‘ in den Strassen die Narren toben,
sollte wenigstens in der Kirche Ruhe sein, um fromm Gott zu loben.
Fasnacht und Lachen hat in der Kirche nichts verloren,
das schreibe sich unser Pfarrer hinter seine Ohren!
Nun bin ich als Pfarrer, das hat sich längst gezeigt,
der Fasnacht im Allgemeinen nicht so ganz abgeneigt.
Ein Kompromiss könnte sein, so wie es mir scheint,
wenn sich an diesem Tag meine Predigt heut‘ reimt.
Und so will ich es auch in diesem Jahr wieder wagen
und euch die Frohe Botschaft im Kniddelvers sagen!
Das bietet sich richtig an, denn grad‘ heut‘
das Evangelium nach Markus hat’s in sich, ihr Leut!
Da wird erzählt, wie sich die Leute drängen
und Jesus förmlich an den Lippen hängen.
Und wie sie sich quetschen auf Brechen und Biegen
um nur selbst einen guten Platz in der ersten Reihe zu kriegen.
Jeder denkt nur an sich! Und niemand, nicht mal die Frommen,
sieht den Gelähmten, der keine Chance hat, zu Jesus durchzukommen.
Für mich ist dieses Evangelium brandaktuell.
Das ist doch im Grunde genau wie heute noch, gell?
Vielleicht mit dem ganz kleinen Unterschied, der kaum zu überseh’n:
dass bei uns in der Kirche die Leute selten bis auf den Platz draussen stehn.
Aber auch heute ist, wie damals – so ist halt die Welt –
vielen der Zugang zum Glauben und zu Jesus durch Menschen verstellt.
Aber auch die Kirche selbst kann manchmal den Zugang zu Jesus eher verbauen
statt Zugänge zu schaffen, man muss nur auf die Skandale der letzten Jahre schauen.
Leider ist auch das manchmal kaum zu vermeiden.
Da nehmen Leute Anstoss am Papst, an seinen Beratern und wie sie entscheiden.
„Nobody is perfect“, das gilt allzumal
ohne Zweifel auch für Gottes Bodenpersonal.
Kurzum, es gibt auch heute und in unserer Welt,
vieles, was den Menschen den Zugang zum Glauben und zu Jesus verstellt.
Deshalb ist es unsere Aufgabe und unsere Mission vor allen Dingen,
die Menschen mit Christus in Berührung zu bringen.
Denn wie im Evangelium damals, so ist es auch heute:
Die Berührung mit Jesus heilt, sie befreit uns zum Leben, zur Freude.
Daher sind für mich die wahren Helden vor allen Dingen,
die vier Männer im Evangelium, die den Gelähmten zu Jesus hinbringen.
So muss Kirche sein: Sie muss die Sehnsucht der Menschen erkennen,
denen der Zugang verstellt ist, die allein nicht zu Jesus durchkommen können.
Es braucht Menschen, die überzeugt sind, dass die Berührung mit Christus heilt,
dass kranke Herzen gesund werden, weil er zum Leben befreit.
Und es braucht Menschen, die anpacken können und die es auch tun,
die, auch wenn der Zugang verstellt ist, nicht eher ruhn,
bis sie mit Kreativität und vielleicht etwas unkonventionell einen Weg finden,
selbst wenn sie dazu ander’n aufs Dach steigen müssen und sich ordentlich schinden.
Ich meine, wir sollten uns ruhig öfters auf das Beispiel dieser vier Männer besinnen.
Wer die Hände in den Schoss legt, wird keinen Menschen für Christus gewinnen!
Statt zu jammern über den Zustand der Kirche und dass immer weniger kommen,
braucht es Männer und Frauen, die anpacken, ich nenn‘ sie: die handfesten Frommen.
Menschen, die nicht nur fromme Sprüche machen, sondern ihren Glauben im Alltag leben,
die das Herz am rechten Fleck haben, die ein echtes Beispiel geben,
und die so andere mit Jesus in Berührung bringen.
Nur so kann missionarische Gemeinde gelingen.
Doch da ist noch ein kleines Detail, warum ich dieses Evangelium so mag:
Es sagt uns nämlich auch: Gemeinsam sind wir stark!
Einem allein konnte es niemals gelingen,
den Gelähmten aufs Dach und bis vor Jesus zu bringen.
Und das, ich sag’s mit Augenzwinkern, gilt übrigens auch bisweilen,
für mehrere Pfarrgemeinden im Pastoralraum, die sich einen Pfarrer und mehrere Seelsorger teilen.
„Gemeinsam sind wir stark!“ Solang wir das nicht kapier’n, läuft etwas verkehrt.
Nein, um Menschen zu Christus zu bringen, da braucht’s alle, Männer, Frauen und auch Kinder.
Doch damit soll’s jetzt auch gut sein. Ich mache jetzt Schluss,
einmal, damit ich mir nicht länger beim Reimen einen abbrechen muss.
Dann aber auch, weil eine gute Predigt, ob Prosa oder im Reim,
darf zwar im Grunde über wirklich alles sein
nur über eines nicht, ich sag’s euch im Guten:
niemals über 7 Minuten!
So wünsch fasnächtliche Tage ich euch, meinen Frommen.
Treibt’s nicht zu bunt, dass mir keine Klagen kommen!
Doch damit genug. Ich würd am liebsten ja
mit „Helau“ jetzt schliessen, das ist ja ganz klar.
Doch keine Angst; ich bleibe im Rahmen,
und sage zum Schluss fromm und artig schlicht: Amen.!
( s. Gottes Wort im Kirchenjahr 2012, Bd. 1,215-217 [Tobias Schäfer])